02.12.2004 - Wilhelminen Spital

Mein erster Kontakt mit der Onkologie im Wilhelminen Spital. Hier werde ich also viel Zeit verbringen.
Einen Starttermin für die erste Chemo gab es noch nicht. Es mussten noch einige Unterlagen über den Therapiehergang von Deutschland angefordert werden. Ich habe einen sehr seltenen Krebs. Man sagte mir, dass dieser nur äußerst selten vorkommt und das eher bei Kindern und Jugendlichen. ca. 1:1,5mio.
Es folgten eine Reihe an Untersuchungen: Computertomographie, Magnetresonanz, PET-Scan (Positronenemissionstomographie), Blutabnahmen,...
Bei der Vorbesprechung wurde mir auch gesagt, dass ich mich schon darauf einstellen soll, dass ich keine Kinder mehr bekommen kann. Da mein Tumor aggressiv schnell gewachsen ist, muss auch die Chemotherapie dementsprechend aggressiv sein und die Chemo zerstört bekanntlich alles was schnell wächst an Zellen. die Bösen aber eben auch die guten wie zb Eizellen, oder die fürs Haarwachstum da sin.


07.12.2004 - erste Chemo

Heute war es so weit, ich bekam meine erste Chemo mit Namen VIDE.
Da meine Venen durch die vielen Untersuchen bereits geschädigt waren, versuchte man einen Venenkatheter beim Hals zu legen. Hierzu wurde ich örtlich betäubt. An zwei Stellen im Hals wurde dieser Zugang versucht. Es fühlte sich schrecklich an und hörte sich an als würde man in einem Rohbau Kabel einziehen. Als dies eben nicht funktionierte legte man den Zugang knapp unterm rechten Schlüsselbein. Von hier aus wurde ein kleines dünnes grünes Schläuchel in die Vene gesetzt um hier dann die Infusionen verabreichen zu können. Nach dem Eingriff sollte ich zu Röntgenkontrolle um sicher zu gehen dass alles gut sitzt und nichts verletzt wurde. Ich war aber noch zu schwach dafür. Mein Kreislauf spielte verrückt, ich war erschöpft und hatte Schweißausbrüche und mir war ganz schwindlig. Und das obwohl die Chemo noch gar nicht gestartet hat.
Am Nachmittag ging es dann halbwegs und ich wurde zum Röntgen gebracht. Alles ok. Am Abend startet nun die Chemo. Über ca. 7 Stunden tropften dann verschiedene Substanzen in mich hinein. An Schlaf war nicht zu denken, der Infusionsaparat piepste immer wieder und auch das Wechseln der Infusionen ließ mir keine Ruhe. Als der erste Durchlauf dann fertig war, wurde ich an eine Art Nierenspühlung gehängt. Die läuft jetzt 3x24 Stunden.
Am nächsten Tag war ich bereits völlig erledigt. Noch 2 Tage Chemo.


10.12.2004 - k.o.

3 Tage hatte ich jetzt die Chemo und heute wurde auch die Nierenspühlung (Uromitexan) fertig. 3 Tage hatte ich auch mein Bett nicht verlassen können. Mir war schlecht (übergeben musste ich mich allerdings nicht), hatte Hitzewallungen und fühlte mich auch sonst wie raufgwürgt und ausgspuckt. Durch die Einstiche im Hals hatte ich auch riesige Schmerzen und konnte den Kopf nicht bewegen. Nur mit Hilfe konnte ich mich im Bett aufsetzen. Die Schmerzen durch den Tumor waren auch noch immer da. Mir ging es hundsmieserabel.
"Wenn des so weitergeht (noch 5 Chemos standen bevor) dann pfeiff i drauf, des halt i net aus" - waren meine ersten Gedanken


17.12.2004 - hohes Fieber

ein paar Tage versuchte ich mich daheim bei Muttern zu erholen. Ich lag nur müde und völlig fertig im Bett und konnte mich kaum auf den Beinen halten. Heute war ich wegen der Blutbildkontrolle wieder im Krankenhaus. Man sagte mir dass 10 Tage nach der Chemo die Anzahl der Leukozyten (weisse Blutkörperchen) am Tiefststand sind und so das Immunsystem sehr schwach ist. Also 10 Tage Quarantäne und größte Vorsicht.
Am Abend bekam ich dann hohes Fieber (40°) und ich musste wieder ins Krankenhaus. Ich bekam fiebersenkende Infusionen und auch zwei Blutkonserven, da meine Blutwerte nicht in Ordnung waren.


21.12.2004 - wieder daheim

Von einem Tag auf den anderen ging es mir wieder gut. Das Fieber war weg, mein Blut wieder in Ordnung und ich selbst fühlte mich wieder fit.
Bewusst war mir meine Krankheit aber noch nicht so wirklich. Ich freute mich einfach wieder fit zu sein und wieder mit meiner Freundin (so glaubte ich damals) abends fortgehen zu können. Bis 4:00 war ich unterwegs und das Bier schmeckte auch wieder gut. Die guten Ratschläge meiner Mutter hatte ich nicht wirklich ernst genommen. Mir ging's gut also warum sollte ich nicht auch bis in die frühen Morgenstunden in verrauchten Lokalen herumhängen.  
Ja so war das damals.


27.12.2004 - Chemo 2

 Da meine Venen schon etwas beleidigt waren von den bisherigen Blutabnahmen, bekam ich einen Port-A-Cath eingesetzt. Die kleine Operation wurde bei örtlicher Betäubung gemacht und war nicht schlimm. Ich plauderte währenddessen fröhlich mit der OP-Schwester. Am Weg vom OP Saal auf mein Zimmer bekam ich noch eine Wegzehrung an Weihnachtskeksen mit. Musste ja cvor der OP nüchtern sein und hatte jetzt schon großen Hunger.
Die zweite Chemo vertrug ich dann schon viel besser. Ich war nur 5 Tage im Spital. Am 31.12. am Abend fuhr ich wieder heim. In Silvesterfeierlaune war ich allerdings nicht. Mir war übel und ich ging zeitig ins Bett. Am nächsten Morgen ließ ich mich aber wieder von Mutter abholen. Allein daheim ging noch nicht. Ich brauchte doch noch die mütterliche Fürsorge und wollte auch nicht alleine sein.
Meine Mutter schaffte extra ein Bett an. Dies stand bei Ihr im Wohnzimmer für mich bereit für die Dauer meiner Chemobehandlungen. Oder Besser die Zeit danach.